Verfolgt man die gängigen Internet-Fischbörsen, stellt man fest das inzwischen jeder Aquarienendler als Poecilia wingei, Campoma- oder Cumana-Guppy angepriesen wird. Das ist grundlegend verkehrt und außerdem Betrug. Der Name Poecilia wingei ist nur für den, von Poeser, Kempkes, & Isbrücker, 2005 auf der Halbinsel Paria entdeckten, Campoma-Guppy gültig. Unser Endlerguppy ist damit nicht gemeint, ihm verbleibt nach wie vor Poecilia sp. Somit haben wir nun zwei Gruppen von "Endlerguppys" und den Campoma-Guppy.
Meine Tiere gehören alle zur ersten Gruppe, es sind Aquarienendler unbekannter Herkunft. Die
Gleichförmigkeit der Männchen beruht auf genetischer Verarmung. Man kann diese auch mit anderen Wildguppys erreichen, man muss nur
extreme Inzucht betreiben und immer wieder mit nur einem
Männchen und Weibchen aus dem selben Stamm, weitermachen. Dr. John Endler und Armando Pou, die beide am Fundort waren und Wildfänge sammelten, sind der Meinung es handle sich um eine eigene Art oder um eine Subspezies von Poecilia reticulata. Beide haben mehrere Männchentypen gefunden und beschrieben. Es wurden auch Fische gefunden, die den in unseren Becken heimischen, sehr ähnlich waren. Obwohl Armando Pou diesen als den schönsten beschreibt, wäre es interessant andere Männchentypen zu erhalten. Beide Autoren erwähnen eine städtische Müllkippe ganz in der Nähe . Ich schließe mich Dr. Endler an mit der Bemerkung "Es müsste mal jemand hinfahren und nachschauen, ob es sie noch gibt." Größe
Der Endlerguppy ist zierlicher als die meisten anderen
Wildguppys. Die Männchen werden 2,5-3 cm, die Weibchen ca. 3,5-4 cm groß. Temperatur und WasserbeschaffenheitJohn Endler beschreibt den Fundort als einen kleinen Süßwassersee der nur durch eine schmale Sandbarriere vom Meer getrennt ist und von Zeit zu Zeit Zufluss von Meerwasser erhält. Dies wird von Armando Pou bestätigt. Für den Fundort werden von beiden Autoren Temperaturen von 27 – 30° Celsius angegeben. Ich halte sie meist in Leitungswasser (DH12, KH 10, ph 7,5-7,8), bei Temperaturen um 23 - 25° C. Es wurden von mir aber auch schon Tiere in viel weicherem Wasser erfolgreich aufgezogen und vermehrt. Auch im kühlen, leichten Brackwasser, bei meinen Ch. cainii, gedeihen Endlerguppys, bei 20° - höchstens 24° C. Die Wasserqualität spielt für Endlerguppys eine noch größere Rolle als für andere Wildguppys. Wobei die Wasserwerte DH, Kh und ph nicht so wichtig sind. Wichtig sind Nitratgehalt und Keimbelastung des Wassers, diese können wir senken, indem wir den Filter häufig reinigen und öfters einen Teilwasserwechsel durchführen. Ein leicht saures Wasser (ph 6,5 - 6,8) oder ein leichter Seesalzzusatz (1 Teelöffel/10 l Wasser) vermindert die Keimbelastung. Auch die Zugabe von Eichenblättern oder Seemandelbaumblättern vermindert die Keimbelastung. Möglicherweise wirken hier die Eichenblätter stärker. Eine hohe Keimbelastung des Wassers bewirkt kränkelnde Fische, vor allem die Weibchen verpilzen, magern ab und verenden schließlich. Möglicherweise hilft hier auch eine UV-Lampe, da die genannten Krankheitsbilder bei Freilandhaltung nicht auftraten.Im Sommer 2005 hielt ich ein Schwärmchen in einem kleinen Teich an der Südseite unseres Hauses. Wassertemperaturen bis 15° (nachts) stellten kein Problem dar. Ende Mai wurden ca. 10 Halbwüchsige, bei 22°C eingesetzt, Anfang Oktober fing ich ca. 50 Tiere aller Altersklassen heraus. |
junge Endlermännchen, im Ausfärben begriffen. |
ErnährungLeider gehen weder John Endler noch Armando Pou näher auf die vorkommenden Fischnährtiere ein. John Endler erwähnt lediglich größere Vorkommen von kleinen Krebstieren und grünen Schwebealgen. Im Aquarium gedeihen sie gut mit roten und schwarzen Mückenlarven, Cyclops, Artemia, Spirulinatabletten und Trockenfutter. Sozialverhalten
Endlerguppys sind friedliche Tiere, den Jungen wird kaum nachgestellt. In Aquarien ohne Fressfeinde vermehren sie sich schnell. Interessant ist das Balzverhalten der Männchen. Die Weibchen werden seitlich, von vorne, mit gespreizten Flossen angeschwommen. In ca. 5 -15 cm Abstand präsentiert sich das Männchen vor seiner Angebeteten oft minutenlang, meist ist es für mich nicht gleich erkennbar welches Weibchen gemeint ist. Das wilde Hinterhergejage der Guppymännchen, sieht man fast gar nicht. Ich denke das Balzverhalten ist ein gutes Indiz für den Artstatus.
Stamm 1 Stammt von Tieren ab, die ich im Herbst 2003 erworben hatte. Die Tiere waren mager, krumm und auch sonst in einem schlechten Zustand, wären es keine Endlerguppys gewesen hätte ich sie gar nicht gekauft. In den nächsten Jahren konnte ich den Stamm geradeso erhalten, es waren nie viele. Das änderte sich erst, als ich im Sommer 2005 ein paar Jungtiere in einen kleinen, warmen Teich setzte. Wassertemperaturen bis 15° (nachts) stellten kein Problem dar. Ende Mai wurden ca. 10 Halbwüchsige, bei 22°C eingesetzt, Anfang Oktober fing ich ca. 50 kräftige und gesunde Tiere aller Altersklassen heraus. Mit diesen Tieren habe ich dann den heutigen Stamm aufgebaut.
Februar 2009 Durch unkontrollierte Vermehrung sind die Männchen variabler in der Färbung geworden. Der Stamm zeigt auch Anzeichen von Verbuttung, und wird aus den besten Tieren neu aufgebaut. Vor ca. einem Jahr sind plötzlich Albinos aufgetaucht, die ich rein weitergezüchtet habe.
Stamm 2 habe ich im Spätherbst 2007 erworben. Sie sehen völlig anders aus und erinnern eher an die Fische von Staeck (Datz 7/2004). Leider ist auch hier die Herkunft unbekannt. Die Männchen sind sehr variabel. |